König Fußball
(Eine Humoreske auf das Fußballfieber)
von
Dr. Roland Mildner, Leipzig (1975)

Wie glücklich ist Herr Jedermann,
sofern er Fußball schauen kann.
Brummt er zu Hause wie ein Bär,
im Stadion wird zum Löwen er.

Kaum hat der Kessel sich gefüllt,
da johlt's, trompetet's, pfeift's wie wild.
Die Spieler kommen. Alles tollt.
Der Pfiff ertönt. Das Leder rollt.

Empor und FC schaffen sich.
Starspieler Krause steigert sich.
Dann rutscht er hin. Und alles mobt.
Nun schießt er scharf. Der Kessel tobt.

Doch leider ging der Schuss vorbei.
Die Menge ahndet's zweierlei.
Den einen fällt ein Stein vom Herzen.
Die andern können's kaum verschmerzen.

Herr Jedermann für FC brüllt.
Er bläst ins Horn und tobt wie wild.
"Wie konnte so was nur passieren?
Den Kopf müsst' man ihm kahl rasieren!".

Der FC greift bald wieder an.
Da sollt ihr seh'n Herrn Jedermann:
"Mensch, gib ab! Links steht dein Mann!
Spiel in die Gasse! Geh doch ran!

Nun weg damit! So stürm doch vor!
Der Schulze steht doch schon am Tor!
Was, Strafstoß für den Gegenmann?
Da pfeift der Heini. Hampelmann!

Der nimmt doch Schmiergeld an als Lohn.
Schiedsrichter, ans Telefon!
Der Ochse war doch selbst dran schuld.
Da soll man haben noch Geduld.

Nun zeigt's den Eierköppen mal,
was FC leistet so am Ball!"
Und Krause stürmt, Steilpass vor.
Schulze köpft. Tooor! Tooor!

Der Kessel brodelt. Alles schreit.
Der Chor erschallet meilenweit:
"FC vor! Noch ein Tor!
Empor weg! Hat kein Zweck!"

So geht es fort. So geht es weiter.
Ist das Geschehen nicht recht heiter?
Die Zeit vorbei. Das Spiel ist aus.
Herr Jedermann geht nun nach Haus.

Ihm hängt der Kopf. Es ist ein Graus.
Das Spiel verloren. Alles aus.
Ein einz'ger Trost bleibt ihm nur hier:
Ein schönes, kühles, Pilsner Bier.

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